Ein Projekt setzt sich durch - Das DelphinBuch

Das Kind des Delphin-Kreises war also geboren. In Anlehnung an Rupperts Hefte führte es den Namen "Konstanzer Beiträge zu Geschichte und Gegenwart. Neue Folge". Erst ab Band 5 taucht die Bezeichnung "Das DelphinBuch. Konstanzer Beiträge zu Geschichte und Gegenwart. Neue Folge" auf. Es fühlt sich von Anfang an den Ruppert'schen Heften verpflichtet.

Im 19. Jh. hatte nämlich schon einmal ein mutiger Mann versucht, den Konstanzern die unbeachteten geschichtlichen und archivalischen Schätze näher zu bringen, seine Mitbürger für deren Gefährdung zu sensibilisieren und ihnen ihre lokale Geschichte schmackhaft zu machen. Er gab eine Reihe von Heften heraus, zuerst unter dem Titel "Konstanzer Beiträge zur Badischen Geschichte. Altes und Neues", später "Konstanzer Geschichtliche Beiträge" genannt. Er kam leider nur auf fünf bescheidene Ausgaben und beklagte sich sarkastisch, er hätte immerhin schon vier bis sechs Exemplare seiner Hefte verkauft (Heft Nr. 5/1989, S. 90). Insgesamt 750 Seiten hatte er publizieren können, als er 1890 strafversetzt wurde. Seit damals ist kein Heft mehr erschienen bis zu dem unseren im Jahr 1986!

Wer war dieser sperrige Mensch, der in einer Person die Hefte begründete, schrieb, verlegte und vertrieb? Ruppert war eine Persönlichkeit so recht nach dem Geschmack der Delphiner. Angefressen von der Geschichte und mit starkem pädagogischem Impetus, geleitet von der Liebe zu Konstanz, das dem Gymnasialprofessor zur Heimatstadt geworden war und in dessen Archiv er sich zuhause fühlte. Diplomatisches Geschick im Umgang zu den Mitbürgern, der städtischen wie auch der großherzoglich badischen Obrigkeit kann man ihm wohl nicht attestieren. So musste er noch im 58. Lebensjahr eine Strafversetzung vom geliebten Konstanz weg nach Durlach erdulden, weil er sich über den Ton beklagt hatte, mit dem man ihm im Großherzoglichen Haus- und Staatsarchiv Karlsruhe begegnet war.

 

Seine Konstanzer Hefte waren ein vergnügliches Sammelsurium wissenschaftlicher Erkenntnisse und auch "Abfälle", eine anregende Mixtur von kulturgeschichtlichen, biografischen und lokalhistorischen Mitteilungen, Quellentexten, Chroniken, Abhandlungen und sehr persönlich gefärbten "Konstanzer Kulturskizzen". Sie waren auf der einen Seite von überzeugender Sachkunde geprägt, auf der anderen Seite durch Voreingenommenheiten, alles gewürzt durch eine entwaffnende Aufrichtigkeit. Der Delphin-Kreis empfand Sympathie für diesen Vorgänger, wenn er ihm auch nicht folgen möchte auf dem Pfad der Vorurteile. Warum aber nicht den Finger in die Wunden der eigenen Zeit legen? Sein publizistischer Misserfolg gab uns auch sehr zu denken, konnte uns aber letztendlich nicht stoppen.

 

Am 12. Dezember 1986 stellten wir in einer sehr gut besuchten Veranstaltung in der Petruskirche Ergatshausen unsere ersten beiden Bände vor. Der 2. Band ist ein Sonderfall geblieben und bleibt hier außer Betracht. Aber der Band 1 war den Ruppert'schen Heften stark verpflichtet und wies bereits eine inhaltliche Grundstruktur auf, der wir bis heute in allen Folgebänden treu bleiben konnten. Verkaufserfolg und Zunahme der Fördererzahl beweisen, zusammen mit einer stetig wachsenden "Fan-Gemeinde", dass wir auf die richtige Mischung gesetzt hatten. Nach der Auflösung des Buchverlags des SÜDKURIER fand sich ein mutiger junger Verleger, der ab Band 4 die Buchreihe herausgab, um in der Heimatstadt seines Verlags einer selbst auferlegten kulturellen Verpflichtung nachzukommen.

 

Was gefällt unseren Leserinnen und Lesern? Sie schätzen die Vielfalt der Themen, die unterschiedlich langen Texte mit reichlicher Illustration (Abbildungen und Zeichnungen), die Verschiedenartigkeit der Textarten (von der persönlich gefärbten Erinnerung über den nüchternen  Bericht bis zur wissenschaftlich analysierenden Arbeit mit Dokumentation). Unterhaltsame Informationsfülle: Das ist es, was wir jedes Mal  anstreben. Die inhaltliche Thematik reicht von Konstanz, besonders von den rechtsrheinischen Stadtteilen bis in die Schweizer Nachbarschaft, von fernen vergangenen Zeiten bis heute. Und wir scheuen uns nicht, auch Gegenstände aufzunehmen, die andere unachtsam oder verächtlich liegen lassen. Ein gut lesbarer Satzspiegel und farbiger, fester Einband sowie zurückhaltender Buchschmuck machen die Bände zum gepflegten Buch, das wegen seines Formats sogar in heutige Regale passt und sehr gut in jedermanns Hand liegt.

 

In der Regel schreiben die Delphiner alle Aufsätze selbst. Ab und zu drucken sie auch Arbeiten von Gästen ab. Allerdings werden die Gäste vom Delphin-Kreis gebeten. Unverlangt eingesandte Manuskripte werden grundsätzlich nicht berücksichtigt. Die Delphiner wollen sicherstellen, dass ihr ureigenstes Publikationsorgan in ihrer alleinigen Verfügungsgewalt bleibt und als Privatinitiative ohne Profitabsichten erhalten bleibt. Sie ist in Konstanz nämlich bislang einzigartig.

 

Unsere Auflagen waren am Anfang viel zu hoch. Wir erinnern uns an unschöne Verramsch-Aktionen der Restbestände. In späteren Jahren luden wir einmal einen Konstanzer Verleger ein, der erfolgreich den steinigen Acker des Buchmachens in der Provinz bearbeitet. Sein Fazit: "Nur Mut! Zur Zeit Wessenbergs lasen in Konstanz 20 Personen, heutzutage sind es mindestens 200. Das ist doch eine Steigerung um 1000 Prozent!" Inzwischen sind bald alle Bände vergriffen, obwohl die Auflagen wesentlich höher liegen als 200 Stück.

 

Höhepunkte in unserem "Nichtvereinsleben" sind die Buchvorstellungen, zu denen unsere Leserinnen und Leser strömen. Dort begegnen wir unserem Publikum persönlich und erhalten viele Anregungen. Außerdem lernen uns die Leserinnen und Leser sowie die Sponsoren kennen.