Das Haus "zum Delphin" - unser Tagungsort

Als sich die Delphiner zum ersten Mal versammelten (für unsere Schweizer Freunde: besammelten), staunten sie nicht schlecht, als der gastgebende Gernot Blechner ihnen in der Hieronymus-Stube des Hauses "zum Delphin" eröffnete, der Besitzer, Werner Schupp, böte ihnen dieses Zimmer unentgeltlich für ihre Sitzungen an.

 

Fortan saßen sie an einer riesengroßen Tafel unter einer sehenswerten gotischen Konstanzer Bretterdecke und staunten die über 500jährigen, schmiedeeisernen Nägel an, die das alles zusammenhielten. Sie füllten Pokale, Bäuche und Aktenordner, redeten viel, laut und oft durcheinander und schmiedeten mit Wollust weitreichende Pläne in historischem Ambiente.

Und so tagen sie noch heute in der Hussenstraße 14, in dem Zimmer im zweiten Obergeschoss, das nach dem Leidensgenossen des Jan Hus, Hieronymus von Prag, benannt ist. Ihm diente das Haus "zum Delphin" nämlich als Quartier.

 

Darüber, im dritten Obergeschoss, liegt ein Zimmer, das mit einiger Wahrscheinlichkeit die spätmittelalterliche Zunftstube der Zimmerleute war. Auch dieser Raum wurde in Anlehnung an vorgefundene Holzdübelleisten originalgetreu ergänzt.

 

In Konstanz ist das Haus "zum Delphin" wohl das einzige Wohnhaus, das, seit dem späten Mittelalter kaum verändert, noch in dieser Qualität erhalten ist. Wir können nur hoffen, dass es als Dokument spätgotischer Wohn- und Lebenskultur niemals in die Hände gewissenloser Spekulanten fällt. Der jetzige Besitzer legt Wert darauf, das Haus als kulturelle Begegnungsstätte zu bewahren und mit Leben zu erfüllen. So bleibt Konstanz ein bald 700jähriges Baudenkmal erhalten - und den Delphinern die Pflicht, sich dieser Bleibe würdig zu erweisen.

 

Datenauswahl zum Gebäude


1312/13 Bauholz gefällt lt. dendrochronologischer Untersuchung, Erbauungszeit
1415 Hieronymus von Prag nimmt Quartier
16. Jh. Junker Hainrich Winterberg
17. Jh. Goldschmied H. J. Übelacker
18. Jh. Fürstl. Fürstenberg. Hofmaler J. J. A. von Lenz
19. Jh. Jakob Kreidolf-Herzog, Vater des Kunstmalers Ernst Kreidolf
1977 Der Konstanzer Bauunternehmer Werner Carl Schupp erwirbt das Haus und saniert es möglichst befundgetreu
1981 Der Delphin-Kreis versammelt sich erstmals am 3. April 1981

Wer Genaueres über die vielen Besitzer und Bewohner wissen möchte, erhält ausführliche Antwort in dem reich illustrierten Aufsatz von Gernot Blechner: Von Hieronymus zum Delphin-Kreis. Das Haus zum Delphin an der Hussenstraße. In: Das DelphinBuch 6, Konstanz 2000, S. 102-132.